Zeichnungen, hier: "Drei Boote und Stadtansicht", 58 x 44 cm
Die Akademie zeigt sieben Landschafts-, Stadt- und Dorfansichten von Alfred Fuchs, die zwischen 1972 und 1988 entstanden sind. Zwei Ansichten stammen aus der Stadt, von der Fuchs sagte: „Prag ist meine Mutter.“ Dieses Beispielbild ("Drei Boote und Stadtansicht", 1982) zeigt den Hradschin, angedeutet hinter einer der zahlreichen Prager Brücken. Der Blick geht von der Moldau aus direkt auf die Burg, mit bunten Booten im Vordergrund und einer beschwingt-mediterranen Stimmung. Kurioserweise wird diese Bezeichnung - „Hradschin“ – unterschiedlich verwendet: Deutsche meinen die Prager Stadtburg, Tschechen die Burg inklusive des Stadtteils in ihrem Umfeld. Außerdem zeigt die Akademie Zeichnungen von Fuchs‘ böhmischen Landschaften und Dörfern sowie farbenfrohe Zeichnungen von Segelbooten mit französischer bzw. italienischer Fahne auf dem Mittelmeer.

Beate Reifenscheid schreibt dazu:
„Nähert man sich den Arbeiten von Alfred Fuchs, wird augenblicklich deutlich, dass heitere Gelassenheit und bunte Naivität seine Welt der Malerei bestimmen. (… Er veranschaulicht), dass nur mit den Augen des Kindes, (…) mit der neugierigen Aneignung von Welt, das Leben human gelebt werden kann. (…) Farben und Formen sind bis auf das Elementarste reduziert. In ihrer Einfachheit appellieren sie an ursprüngliche Wiedererkennungswerte.“ Bekannter ist Alfred Fuchs allerdings für seine Zyklen mit Kinder- und Antikriegszeichnungen, von denen ebenfalls einige an der Akademie ausgestellt werden. Seinen Kinder- ist ebenso wie den Landschaftszeichnungen gemein, dass sie das Schöne, Idyllische und Heitere heraufbeschwören – als, so Reifenscheid, „Spurensuche nach den Erinnerungen an eine glückliche, unbekümmerte Kindheit. Eine Kindheit, die in Saarbrücken einmal begann und die der Zweite Weltkrieg und die Judenverfolgung jäh beendet haben.“ (alle Zitate aus: „Unter der Kerze ist Schatten – Das Leben des Malers Alfred Fuchs“, Hrsg. Arno Krause und Roswitha Jungfleisch, Gollenstein Verlag Blieskastel 2005, S. 185 – 187).

Alfred Fuchs (*1925 in Saarbrücken, Deutschland, †2003 in Prag, Tschechische Republik) wurde als zweites von drei Kindern eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter in Saarbrücken geboren. Im Oktober 1935 siedelte die Familie nach Prag über. Ihre Hoffnungen, dort dem Nazi-Terror zu entgehen, erfüllten sich nicht. Die Familie überlebte ihn zwar, wurde jedoch von den Erfahrungen der Flucht, gesellschaftlichen Ächtung, Trennung und Inhaftierung zutiefst geprägt.

Alfred Fuchs kann der zeitgenössischen gegenständlichen Malerei zugeordnet werden, arbeitet aber auch mit Elementen der Impressionisten. Seine Kunst nimmt eindeutig Stellung gegen Krieg und Unterdrückung und ruft zur Menschlichkeit auf (Zyklen mit Antikriegszeichnungen). Den Betrachter:innen nahe – wenn auch auf ganz andere Weise - gehen insbesondere die Zeichnungen zum Thema „Mutter und Kind". Darin verarbeitet er die Sehnsucht nach einer unbeschwerten Kindheit ebenso wie den Verlust seiner kleinen Schwester Adele. Mit einem der Kindertransporte, mit denen jüdische Kinder 1938/1939 aus dem Deutschen Reich nach Großbritannien ausreisen konnten, kam sie nach Schottland. Dort fand sie eine neue Heimat, blieb jedoch nach dem Krieg ihrer ursprünglichen Familie stets fremd. Sie hatte überlebt, aber die Familie Fuchs hatte ihre Tochter trotzdem verloren.

Alfred Fuchs stellte 1993 gemeinsam mit Jaroslav Vaček aus, einem befreundeten tschechischen Bildhauer, der ebenfalls mit mehreren Werken an der Akademie vertreten ist. Der Europäischen Akademie Otzenhausen blieb Fuchs stets verbunden, stiftete ihr 39 Bilder und ist seit 1998 ihr einziges Ehrenmitglied.

Bei uns ist das Buch „Unter der Kerze ist Schatten" von Dr. Sabine Graf über Alfred Fuchs‘ Leben erhältlich, das die Akademie im Jahre 2005 herausgab.