Format: Präsenzveranstaltung
Termin: 14. - 19.11.2021
Seminarsprache: Deutsch, Französisch
Zielgruppe: Das Seminar richtet sich an junge Erwachsene in der landwirtschaftlichen beruflichen Ausbildung aus Deutschland und Frankreich.
Thema:
Spätestens seit Aufkommen der großen Protestzüge und Demonstrationen der deutschen Landwirte im Herbst 2019 ist die Unzufriedenheit des Berufsstands greifbar geworden. Das schlechte Image und das fehlende Verständnis der Politik und der Gesellschaft für die Herausforderungen, vor denen viele landwirtschaftliche Betriebe stehen, lassen die Bauern auf die Straße gehen und gegen das Agrarpaket demonstrieren. Doch auch von anderer Seite, sind die Menschen unzufrieden mit der Agrarpolitik: Anfang des 2020 demonstrierten mehrere Tausend Menschen in Berlin gegen die EU-Agrarsubventionen. Unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt!“ forderten sie eine Abkehr von der bisherigen Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union. Mit dem Aufkommen der Klimaproteste „Fridays for Future“ gewinnt das Thema Nachhaltigkeit in der breiten Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit. Neben Großkonzernen steht auch die Landwirtschaft verstärkt in der Kritik.
Auch auf europäischer Ebene wird die Ausrichtung der Agrarpolitik diskutiert. Fest steht, dass sie in Zukunft grüner und nachhaltiger werden soll. Seit der Vorstellung des European Green Deal steht das Thema nun auch eu-politisch ganz oben auf der Agenda. Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen stellte Ende 2019 den Deal vor: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. Zum Konzept wurde ein Aktionsplan erstellt, Teil dessen ist auch die Biodiversitätsstrategie und die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, um die europäischen Lebensmittelsysteme nachhaltiger zu machen. In diesen spielt auch die europäische Landwirtschaft eine bedeutende Rolle.
Im Rahmen des Seminars erörtern angehende junge Landwirt:innen unter anderem die Fragen nach den Chancen und Herausforderungen des Green Deals (insbesondere der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“) und nach den Zukunftsperspektiven und Wegen hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in einer Welt, die durch wachsende Verwendung von landwirtschaftlichen Produkten zur Energiegewinnung und durch ein steigendes Qualitätsbewusstsein der europäischen Verbraucher gekennzeichnet ist. In Workshops und Diskussionsrunden werden die Teilnehmer:innen ihr Verständnis einer modernen Landwirtschaft mit den Perspektiven anderer gesellschaftlicher Gruppen und Interessen konfrontieren und damit das eigene Verständnis hinsichtlich der Vielschichtigkeit und Komplexität einer gemeinsamen, nachhaltigen europäischen und globalen Landwirtschaft zu erhöhen.
Der deutsch-französische Vergleich der Überlegungen zu dieser Thematik ist besonders interessant und wird im Seminar eine zentrale Rolle spielen:
Landwirtschaftliche Betriebe sind in den verschiedenen Ländern und Regionen mit unterschiedlichen Herausforderungen und Bedingungen konfrontiert, sodass es in einigen Bereichen zu einer vollkommen gegensätzlichen Lebenswirklichkeit und landwirtschaftlichen Praxis kommt. Lassen sich gemeinsame Lösungsansätze und Strategien finden, um den vielfältigen Anforderungen von unterschiedlichsten Seiten gerecht zu werden? In verschiedenen Workshops tauschen sich die Teilnehmer:innen über ihre Lebenswirklichkeiten und Herausforderungen aus und erfahren während verschiedener Betriebsbesichtigungen und Arbeitsgespräche in Deutschland und Frankreich weitere Beispiele kennen. Darauf aufbauend suchen sie gemeinsam nach Antworten auf diese und andere Fragen.
Die Teilnehmer:innen schlüpfen im Rahmen eines Planspiels zur Ausgestaltung der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ in die Rollen von politisch Verantwortlichen unterschiedlicher EU-Mitgliedsstaaten, Vertreter:innen der Europäischen Kommission, Landwirtschaftsverbänden, Naturschützer:innen, Verbraucherverbänden und weiteren Lobbyist:innen. Ziel ist es, auf diesem Wege die Meinungsbildung und die Gestaltung von Politik im Agrarbereich besser nachzuempfinden, sowie einen Perspektivenwechsel bei den Teilnehmer:innen zu fördern.
Es sind noch Plätze frei!
