– 30.05.2025

Unteilbarkeit und Unantastbarkeit der Menschenrechte: Wir lassen Intoleranz, Hass und Menschenfeindlichkeit in Europa nicht zu. Oder?

Europäische Akademie Otzenhausen
Intégration européenne, Défis sociopolitiques actuels,
Étudiants et diplômés,
Vom 25. bis 30. Mai 2025 beschäftigten sich Studierende der Sozialen Arbeit mit der Unteilbarkeit und Unantastbarkeit der Menschenrechte. Im Zentrum stand die Frage, inwiefern wir in Europa Intoleranz, Hass und Menschenfeindlichkeit zulassen und mit welchen Instrumenten wir dem entgegentreten. Die Veranstaltung kombinierte praktische Aktivitäten, Diskussionen und Exkursionen und verfolgte dabei das Ziel, globale Herausforderungen greifbar zu machen sowie Perspektiven für das eigene berufliche Handeln zu entwickeln.
Der Auftakt des Seminars stand im Zeichen der weltweiten Verteilung von Ressourcen, Einkommen und Energie. Mit einem interaktiven Workshop zur globalen Verteilung von Ressourcen wurden die Teilnehmenden für Ungleichheiten sensibilisiert. Danach beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der historischen Entwicklung, theoretischen Grundlagen und gegenwärtigen Herausforderungen der Menschenrechte. In Arbeitsgruppen und einem anschließenden Realitätscheck wurde deutlich, wie groß die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in vielen Teilen der Welt ist – und welche Rolle demokratische, internationale Institutionen dabei spielen.
Am Dienstag wurden Menschenrechte auf die Individualebene projiziert: Es standen demokratische Entscheidungsprozesse im Mittelpunkt. Das aus Israel stammende BETZAVTA-Training regte zur Reflexion über Regeln, Fairness und Mitbestimmung an. Insbesondere die spielerischen Gruppenformate förderten das Verständnis für Machtverhältnisse und soziale Verantwortung – zentrale Aspekte für angehende Sozialarbeiter:innen.
Ein Highlight war der Exkursionstag nach Straßburg. Die Gruppe besuchte den Europarat, diskutierte mit einer Vertreterin der ECRI (European Commission against Racism and Intolerance) und gewann Einblicke in die Arbeitsweise europäischer Menschenrechtsinstitutionen. Am Nachmittag führte ein Rundgang durch das europäische Viertel zum Fernsehsender ARTE, wo die Rolle von Medien im Umgang mit Hassrede thematisiert wurde. Ab Donnerstag lag der Fokus auf der praktischen Umsetzung von Menschenrechten im Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit. In Gruppen wurden Projekte vorgestellt, kritisch diskutiert und in Beziehung zur eigenen Berufspraxis gesetzt. Ein interaktiver Workshop und eine Fishbowl-Diskussion vertieften das Thema Hasskommunikation – unter Einbeziehung unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure.
Ein eindrucksvoller Abschluss war der Besuch der historischen Höckerlinie, Teil des ehemaligen Westwalls. Dort diskutierte die Gruppe mit lokalen Expert:innen über Formen von Hass und Ausgrenzung – damals wie heute. Inspiriert von der Kunst vor Ort gestalteten die Teilnehmenden am letzten Tag gemeinsam mit dem Künstler Wolfgang Gärtner ein eigenes Mahnmal gegen Hass, das nun dauerhaft sichtbar bleibt.
Die Seminarwoche wurde von den Teilnehmenden als besonders praxisnah, inspirierend und aktivierend bewertet. Die Verbindung aus theoretischem Input, methodischer Vielfalt, kreativer Arbeit und Exkursion schuf einen lebendigen Lern- und Erfahrungsraum für kritische Auseinandersetzung und persönliche Entwicklung – mit nachhaltigem Eindruck.
Philipp Raab, Tagungsleiter